Hallo Runschke,
schön dass du das hier mal zur Debatte stellst, da die von dir geäußerten Bedenken bei vielen Menschen entstehen.
Ich gehe einfach der Reihenfolge nach durch.
zu " Entweder sie nehmen in Kauf, dass es durch den negativen Zins einige Zeit länger dauert, bis sie die gewünschte Summe erspart haben, weil sie nach jedem Monat wieder ein Teil ihres Geldes verlieren, was bei größeren Geldmengen nicht unerheblich ist. Optimal ist das lange nicht...."
Also, wenn der Meier das ziel hat 20000 Euro zu Sparen, so kann er dies ganz bequem auf dem Sparbuch oder anderen Konten machen.
Er erleidet beim Sparen auf einem Bankkonto ebend nicht den negativen Zins, da seine Bank das Geld für die Dauer für die er es angelegt hat einen Kredit vergeben kann. ( genau wie das heute schon der Fall ist ). Die Bank verleiht also einen Kredit in Höhe von 20000 Euro an den Schuldner und dieser verspricht dafür auch die 20000 Euro zurück zu zahlen. Die Bank deckt ihre Kosten in diesem Fall durch ein Bearbeitungsgeld ( nicht exponentiell steigend wie die aktuellen Zinsmargen
).
Jetzt bitte nicht denken: Dann kommt der Meier ja für die ganze Kreditlaufzeit nicht an sein Geld drann, weil das verliehen ist. Es bildet sich bei einer halbwegs funktionierenden Bank ein Pool aus Sparern und Kreditnehmern, welcher bei halbwegs fristenkongruenter Anlage und Kreditvergabe zur Folge hat, dass die Verfügungen der Sparer möglich sind und Kreditnachfragen bedient werden können.
Für den Fall, dass weniger Kredite nachgefragt werden, als Anlagen von Sparern getätigt werden bleibt der Bank nichts anderes übrig als die negativzinsen an die Sparer weiter zu leiten, aber bei einem halbwegs funktionierenden Wettbewerb unter den Banken wird sie das möglichst gering halten ( genau so wie die Banken zwecks Kundengewinnung versuchen möglichst wettbewerbsfähige Konditionen anzubieten )
Zu:"...Zwar entstehen auf diese Art und Weise keinerlei Spekulationsblasen, aber ein Großteil der Wirtschaftskraft einer Nation verpufft auch einfach im Nichts"
Da darf ich einfach mal unterstellen, du hast kein Rechnungswesen in der Berufsschule
Verpuffen gibt es nicht. Zahlen müssen immer irgendwo hin gebucht werden. In diesem Fall kann das die Staatskasse sein. Wichtig ist aber, dass die negativzinsen eine zweckbestimmung haben, welche fest gesetzlich verankert ist. Beispielsweise "sämtliche aus negativezinsen geflossenen Gelder müssen jeweils binnen einen Monats für die Sektoren Bildung, Grundeinkommen, Infrastruktur und und und... ausgegeben werden"
Würde das Geld einfach immer zu Gunsten des Staatshaushalt fließen ohne Zeitfenster der Investition, so hätte der Staat das Hortungsmonopol des Geldes, was doch seeehr schlecht wäre, da die Wirtschaft sonst sehr stark von seinem Handeln abhängen würde.
Und jetzt kommt mir bitte keiner mit "boa das ist ja voll die Steuerabzocke!"
Denkt drann, der staat sind wir, wir wollen Schulen, Bildung und vernünftige Straßen haben. Die Steuerliche und finanzielle entlastung übertrifft bei weitem unsere Vorstellungskraft. Jeder der Arbeiten geht stellt sich mal vor, er müsste 20 % weniger Steuern zahlen, ( entspricht ganz grob dem aktuellen Zinsanteil den der Staat an seine Gläubiger zahlen muss ), hätte alle Preise 20- 30 % günstiger oder würde 20-30% mehr verdienen.
Das Freigeld fördert das Sparen jedes einzelnen tatsächlich, da wir alle am Monatsende mehr Geld übrig hätten, nicht nur ein paar wenige wie aktuell.
zu:"Es wird kein Geld mehr gehortet, allerdings Waren. Waren die zunächst nach einer sicheren Investition aussehen, können sich dadurch schnell als kleine bis mittelgroße Spekulationsblasen entpuppen und der Wirtschaft schaden"
Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass einzelne Wirtschaftsgüter zur Spekulation genutzt werden. Keiner kann verhindern dass der meier sich 20 Fernseher in die Garage stellt oder der Graf von Buxtehulle sich 1000 Tonnen papierblöcke kauft um diese später an das tolle neue Bildungssysthem weiterzuverkaufen. ABER: durch das Horten im ersten Moment entsteht keinerlei Schaden. Das Tauschmittel, welches von ALLEn benötigt wird geht an die Verkäufer von TV-Geräten oder Papierblöcken, diese können damit weiter arbeiten, es entsteht kein Geldmangel in der Wirtschaft und es kann kein Zins "erzwungen" werden.
Der Graf sitzt auf dem Papier, benötigt a) ne Rieesen Halle um das zu lagern, Personal um die bösen Papierfressenden Motten ( motten? keine ahnung wer papier frisst - Insekten halt ) zu vertreiben und und und... ( Meier muss natürlich auch aufpassen, dass seine Fernseher nicht kaputt gehen durch Feuchtigkeit, Diebe ect.) Es stellt sich die Frage ob unsere realen Wirtschaftsgüter nicht in wirklichkeit alle einem Wertverlust unterliegen, wie das dann auch beim Geld wäre. zu mindest die Lagerkosten und/ oder Zerfall hat man immer.
Freigeld setzt unser Tauschmittel mit den Wahren und Dienstleistungen lediglich auf ein Level, wodurch das Geld endlich nicht mehr den realen Gütern/ Dienstleistungen übergeordnet ist und ein faires miteinander von Kapital(-gebern) und Angestellten/Arbeitern ect stattfinden kann.
Heute kuschen doch alle nach dem Kapital. "du willst einen Job? Dann muss ich erstmal rechnen ob du dich unter Renditefaktoren für mich lohnst, sonst bring ich das geld lieber zur Bank"
Was die Spekulationsblasen bei Verkauf der 1000Tonnen Papierblöcke angeht: Ist es eher warscheinlich, dass der Graf von Kapitalhausen nach Risiko- und Kostenkalkulation auf eine Investition Verzichtet und das Geld zwecks - ich nenen es mal "Null-Rendite" auf dem Konto lässt.
Ein Problem und in den Kreisen der Freigeldbeführworter oft besprochen stellt das Land dar. Unser Land ist begränzt. Die Befürchtung: Das Kapital würde in den Boden investieren und hier unermässliche Preise hervorrufen und exorbitante Mieten erzwingen können. Dieses Thema ist aber so umfangreich, dass wir darüber mal einen gesonderten Beitrag schreiben sollten.
Ich hoffe ich habe halbwegs einleuchtend deine Fragen beantworten können. Falls nicht, einfach weiter bohren
Grüße
Manuel